Eilenriederennen
Das Eilenriederennen in Hannover
Hannover besaß einen großen Namen im internationalen Motorsport. Diese Erfolgsgeschichte begann mit Hannoveranern, die sich für die in den 1920er Jahren noch junge Technik des Motorrades begeisterten. An ihrem Enthusiasmus kam selbst die Stadtverwaltung trotz aller Bedenken nicht vorbei. Das Veranstaltungskonzept für ein Motorradrennen im Stadtwald Hannovers, brachte den ersehnten wirtschaftlichen Wohlstand und die gewünschte internationale Anerkennung. Vom ersten Rennen 1924 bis zum letzten Rennen 1955 waren alle Teilnehmer mit großer Leidenschaft dabei. Bis zu 150.000 Besucher standen an den Rennwochenenden an der Strecke und fieberten mit ihren Idolen. Der Kurs war anspruchsvoll, schwierig durch die Kurven und gefährlich durch die Bäume. Fahrer und Material waren stark gefordert, aber als Deutscher Meisterschaftslauf war dieses Rennen wichtig für den Saisonstart.
Zu einem Zeitpunkt als die Käuferschichten dem Motorradmarkt wegbrachen und Motorradfahrer als gesellschaftlich „sozialschwach“ betrachtet wurde, kam das Aus für das Rennen. Die geforderten Sicherheitsmaßnahmen waren bei der letzten Veranstaltung im September 1955 fast unerfüllbarer und gingen auf Kosten der Attraktivität für die Zuschauer. Kurz darauf verschwand das Rennen, wie viele andere Straßenrennen dieser Zeit, fast unbemerkt aus dem Terminkalender.
Dennoch war die Begeisterung für das Rennen einmalig und verband die Menschen, wie es sonst kaum eine Veranstaltung vermochte. Bis in die heutige Zeit reicht der Mythos, und die Faszination für dieses Straßenrennen. Leider ist es trotz aller Bemühungen nicht gelungen, eine ähnliche Veranstaltung für die Hannoveraner wieder ins Leben zu rufen.
Eilenriedemeister titel für das tagesschnellste Rennen und somit der „Gewinner“ des gesamten Rennens
1924 Anton „Toni“ Bauhofer Megola mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 78 km/h
1925 Bartling auf BMW mit 79 km/h
1926 Anton „Toni“ Bauhofer BMW, 86 km/h
1927 Paul Köppen BMW, 91,7 km/h
1928 Anton „Toni“ Bauhofer BMW 94 km/h
1929 Josef Stelzer BMW 88,2 km/h
1930 Karl Stegmann BMW 94,1 km/h
1931 Paul Rüttchen NSU 83,5 km/h
1932 Anton „Toni“ Bauhofer DKW 89,3 km/h
1933 Paul Rüttchen NSU 97,7 km/h
1934 Anton „Toni“ Bauhofer DKW 103,8 km/h
1935 Kurt Mansfeld DKW 115,6 km/h
1936 Kurt Mansfeld DKW 125,4 km/h
1937 Karl Gall BMW 123,6 km/h
1938 Georg „Schorsch“ Meier BMW 128,1 km/h
1939 Heinrich „Heiner“ Fleischmann NSU 115,6 km/h
1950 Heinrich „Heiner“ Fleischmann NSU 134,4 km/h
1951 Walter Zeller BMW 130,4 km/h
1952 Ewald Kluge DKW 126,5 km/h
1953 Georg „Schorsch“ Meier BMW 134,7 km/h
1954 Ray Amm Norton 138 km/h
1955 Gerold Klinger BMW 140,1 km/h
1955 Ernst Riedelbauch auf BMW mit 149,2 km/h
Ernst Riedelbauch fuhr auf BMW mit 149,2 km/h (die jedoch erst später als gütlig anerkannt wurden) das schnellste Rennen, das jemals auf diesem Kurs gefahren wurde. Er ist somit der „absolute“ Eilenriedemeister aller Zeiten, aber als Champion des Eilenriederennens gilt Toni Bauhofer, der das erste und noch weitere Rennen gewann.
Tödlich verunglückte Rennfahrer
1928 Heinrich Murken, 22 Jahre alt, aus Lilienthal
1929 Karel Johannes Baar, 30 Jahre alt, aus Schevening (Niederlande)
1929 Friedrich Anton Messerschmidt, 22 Jahre alt, aus Stuttgart
1930 Friedrich August Peter Friedhoff, 23 Jahre alt, aus Bielefeld
1933 Wilhelm Karl Herbert Haupt, 21 Jahre alt, aus Braunschweig
1933 Fritz Ernst Weber, 25 Jahre alt, aus Berlin
1934 Willy Alfred Prötzig, 24 Jahre alt, aus Berlin
1934 Wilhelm Heinrich Hermann Kobbe, 26 Jahre alt, aus Hannover
1937 Josef Lohner, 33 Jahre alt, aus Solln
1937 Onni Johannes Kyrö, 25 Jahre alt, aus Pori (Finnland)
1952 Günther Alfred Werner Weniger, 28 Jahre alt, aus Dresden
Interviews mit Eilenriederennfahrern
Es gibt einige Interviews mit Eilenriederennfahrern, die ich vor ungefähr 10 Jahren geführt habe. Weil diese Geschichten so spannend sind, werde ich immer wieder einzelne Kurzfassungen davon hier zeigen.
Zum Interview mit Werner Bock >>>
Zum Interview mit Wolfgang Brand >>>